Die Jahr1000Schätze erreichen im April die prunkvolle Zeit der barocken Hofkultur. Herzog Christian I. wurde 1657 zum ersten Fürsten der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg. Sein Vater, der sächsische Kurfürst Johann Georg I., verfügte, dass seine drei jüngeren Söhne mit eigenen Sekundogeniturfürstentümern ausgestattet werden sollten, damit nicht nur sein ältester Sohn und Erbe Johann Georg II. abgesichert sei. So entstanden die Herzogtümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Zeitz und eben Sachsen-Merseburg.
Bereits Kurfürst Johann Georg I. hielt sich häufig in Merseburg auf und ließ das Schloss ausbauen. Mit dem Beginn der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg residierte Herzog Christian I. durchgängig in Merseburg und ließ den Dom als Hofkirche ausbauen. Der Hauptaltar, die Fürstengruft sowie der barocke Orgelprospekt sind die prunkvollsten Beispiele dieses fürstlichen Umbaus.
Abendmahlsrelief aus dem frühen 17. Jahrhundert
Ein Symbol der neuen Hofkultur ist auch ein kunstvolles Abendmahlsrelief aus Alabaster, das möglicherweise von Kurfürst Johann Georg I. Anfang des 17. Jahrhunderts in Auftrag gegeben worden ist. Die Verwendung von Alabaster war im frühen 17. Jahrhundert bei Dresdner Hofkünstlern weit verbreitet. Markus Cottin, der Leiter des Domstiftsarchivs, stellt es uns vor.
Siegelkapsel mit der Salbung Davids, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts
Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts drohte das Aussterben der Herzöge von Sachsen-Merseburg, da es kaum erbberechtigte Nachkommen gab. Mit Herzog Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels wurde deshalb am 22. Dezember 1694 eine Eventualpostulation geschlossen, um eine Regelung für die Nachfolge zu treffen, sollte die Merseburger Herzogsfamilie aussterben. Vermutlich mit dieser Eventualpostulation gelangte auch eine prachtvoll gestaltete Siegelkapsel nach Merseburg.
Vorderseite der Siegelkapsel Rückseite der Siegelkapsel
Die Siegelkapsel zeigt die Salbung Davids zum König von Israel. Vermutlich wurde sie in Halle gefertigt und gehört in den Umkreis des Goldschmieds August Hosse (1657–1732). Markus Cottin erläutert, was wir aus der Siegelkapsel alles ablesen können.
Das Domkapitel im 17. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert war das Domkapitel bereits ausschließlich mit evangelischen Domherren besetzt. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 war die Stellung der evangelischen Domkapitel reichsrechtlich abgesichert. Zwar versuchte Kurfürst Johann Georg I. noch, das Merseburger Domkapitel und dessen Besitz einzuziehen, doch wurde dies durch seinen Tod 1656 verhindert. Die testamentarisch verfügte Schaffung des Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg veränderte jedoch die Bedingungen, was auch durch die baulichen Eingriffe des neuen Herzogs und den Umbau des Doms zur Hofkirche deutlich wurde. Das Domkapitel hielt sich bei diesen fürstlichen Bauten zurück. Wirtschaftlich musste es sich nach dem Dreißigjährigen Krieg, der Merseburg besonders zum Ende hart getroffen hatte, erst erholen. Unverkennbar war jedoch in Stadt und Land der Aufschwung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der durch Bauten der regierenden Fürsten und des Adels gefördert wurde. Bedeutende Künstler, wie die Bildhauerfamilie Hoppenhaupt, siedelten sich in Merseburg an und dürfen als Signatur des Aufschwungs gelten. Viele Domherren wurden von den Herzögen von Sachsen-Merseburg in die Verwaltung eingebunden.
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