Unsere Jahr1000Schätze erreichen das 18. Jahrhundert, das letzte große Adelsjahrhundert. Es war geprägt durch Machtwechsel und Machterhalt. Die Herrschaft der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg ging 1738 mit dem Tod des Herzogs Heinrich zu Ende. Bereits 1731 kündigte sich an, dass das Administrationsrecht an die Kurlinie in Dresden zurückfallen würde. 1731 verstarb Herzogs Moritz-Wilhelm, der keine eigenen Nachkommen hatte. Sein Nachfolger wurde somit sein – ebenfalls kinderloser – Onkel Heinrich. Der absehbare Machtwechsel wurde aus diesem Grund 1731 bereits vom Domkapitel und dem Kurfürstentum Sachsen vorbereitet.
Perpetuierliche Kapitulation zwischen dem sächsischen Kurhaus und dem Merseburger Domkapitel 1731
Dem Merseburger Domkapitel stand noch formal das Recht zu, den Administrator des Stifts Merseburg zu wählen. Sie verpflichteten sich aber, künftig nur Vertreter des Kurfürstentums zum Administrator zu wählen. Eine perpetuierliche Kapitulation zwischen dem sächsischen Kurhaus, konkret mit dem Kurfürsten August der Starke, und dem Merseburger Domkapitel wurde geschlossen und manifestierte wie ein Grundgesetz Rechte und Pflichten für beide Seiten.
Marks Cottin, der Leiter des Domstiftsarchivs Merseburg, erläutert, wie in der Kapitulation die Machtverhältnisse manifestiert wurden.
Aufschwörtafel des Adolph Christoph Ludwig Bose, 6. Mai 1768
Der Einfluss des Adels auf das Domkapitel war weiterhin sehr stark. Anwärter auf eine Domherrenstelle mussten ihre adlige Abstammung über vier Generationen nachweisen. Viele Adlige erstellten deshalb eine kunstvolle Aufschwörtafel, um ihre Herkunft zu belegen. Im Domstiftsarchiv sind über 120 Aufschwörtafeln erhalten, die wie prächtige Bewerbungsunterlagen die Anwartschaft auf eine Domherrenstelle bekräftigen sollten.
Eine prächtig dekorierte Aufschwörtafel gehörte Adolph Christoph Ludwig Bose. Die Familie Bose lässt sich über Jahrhunderte im Hochstift Merseburg nachweisen. Von 1431 bis 1463 amtierte Johannes Bose als Merseburger Bischof. Adolph Christoph Ludwig Bose wurde, 1755 geboren, schon 1768 als Expektant aufgenommen. Markus Cottin erläutert an der Aufschwörtafel, wie die Bewerbung um die Domherrenstelle verlaufen ist.
Veränderungen im Merseburger Dom im 18. Jahrhundert
Der langsame Niedergang der wettinischen Sekundogenitur Sachsen-Merseburg hatte auch zur Folge, dass sich im 18. Jahrhundert kaum bauliche Veränderungen am Merseburger Dom vollzogen, sieht man von der Fertigstellung der barocken Orgel ab.
Details Orgelprospekt Details Orgelprospekt
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gewann der Domberg neuen Glanz, der vorrangig als Wohnstätte der Domherren gedient hatte. Dank der reichen Erträge konnte das Domkapitel die Domherren jährlich mit Baubeträgen für die Kurien unterstützen. Ferner waren für die fürstliche Verwaltung Kurien angekauft worden, es kam zu einem umfassenden Ausbau der Domfreiheit. Bedienstete des Hofes, vor allem aber auch Adlige nahmen hier ihre Stadtwohnung. Merseburg erhielt Zuzug von Handwerkern und Gewerbetreibenden, die für den Hof arbeiteten oder produzierten. Mit dem Aussterben der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg 1738 endete diese Phase jedoch jäh. Die Administratoren aus dem Kurhause weilten nur selten in Merseburg. Die wenigen residierenden Domherren schlossen die sich auftuende Lücke nicht, blieben gleichwohl ein Garant für die Anwesenheit des Adels in der alten Residenzstadt.
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