Das Festjahr „Geweiht für die Ewigkeit“ steht unter der Schirmherrschaft von Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, und Dr. Gerhard Feige, Bischof des Bistums Magdeburg.
Grußwort Friedrich Kramers
Herzlich grüße ich den Dom zu Merseburg, der vor 1000 Jahren geweiht worden ist, und alle, die mit ihm verbunden sind, aus dem bischöflichen Dom zu Magdeburg. Ich freue mich auf das Festjahr und vor allem darauf, im Eröffnungsgottesdienst die Festpredigt halten zu dürfen.
1000 Jahre sind eine für uns unvorstellbar lange Zeit und doch sind sie bei Gott wie ein Tag: „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist“, lesen wir im 90. Psalm. Lassen Sie uns also fröhlich und getrost miteinander den zweiten Tag beginnen!
Grußwort Dr. Gerhard Feiges
Für den 2015 verstorbenen Philosophen Odo Marquard kommt es gerade in unserer Zeit entscheidend darauf an, sich der eigenen Wurzeln zu vergewissern, denn „ohne das Alte können wir das Neue nicht ertragen, heute schon gar nicht, weil wir in einer wandlungsbeschleunigten Welt leben“. „Zukunft braucht Herkunft“, so lautet deshalb der Titel eines seiner Bücher. Wir müssen wissen, wo wir herkommen und was uns geprägt hat. Die Erinnerung gehört zu unserem Leben und stiftet Identität.
So steht beim 1000-jährigen Jubiläum des Merseburger Domes auch die Bedeutung dieser Stadt für die europäische und deutsche Geschichte im Mittelpunkt. Merseburg war die wichtigste Kaiserpfalz im Osten des Reiches. Hier fanden Hoftage statt, auf denen Weichen für die ost- und nordeuropäische Politik gestellt wurden. Kirchlicherseits begründete Kaiser Heinrich II. das Bistum Merseburg wieder, und bald nach seiner Krönung gab er den Auftrag zum Neubau des Domes, dessen Grundsteine der damalige Bischof Thietmar, der Chronist des ottonischen Zeitalters, eigenhändig legte. Jahrhundertelang wurde der Dom dann zu einem bedeutenden kaiserlichen Erinnerungsort. Er ist aber auch voller Spuren und Zeichen dessen, was die Menschen zur damaligen Zeit bewegt hat, welches Verhältnis ihre Stifter und Erbauer zur Welt und zu Gott gehabt haben.
So spiegelt dieser Dom wider, wie sehr wir von einer jahrhundertelangen Geschichte geprägt sind, auf deren Boden wir unsere Gegenwart und unsere Zukunft gestalten. Konkret heißt das für uns in dieser Region auch, sich ihrer religiösen Prägung und wechselvollen Kirchengeschichte bewusst zu bleiben bzw. sich wieder auf diese zu besinnen. Eine ausdrucksstarke Kirche wie der Merseburger Dom kann dabei zu einem Ort werden, an dem spürbar wird, dass es hier um mehr geht als den Blick in die Vergangenheit. Der Anziehungskraft von Raum, Licht und Formen kann kaum jemand widerstehen. Der Blick wird unwillkürlich nach oben gezogen, der Horizont geweitet. Hier bricht – wie es Fulbert Steffensky einmal formuliert hat — „die große Fremdsprache im Meer der Geläufigkeiten ein.“
Ich bin dankbar, dass es in unserer Region, die schon viel säkularer geprägt zu sein scheint als andere Landstriche, solche Orte und Zeichen gibt, die in diesem Sinne auch eine Bedeutung für das Leben heutiger Menschen haben.