Jahr1000Schätze des 14. Jahrhunderts

Ein letzter Königsaufenthalt im Jahre 1302 durch König Albrecht I. symbolisiert das Ende der Pfalz Merseburg. Auf Kosten der römisch-deutschen Könige konnten die Merseburger Bischöfe ihren Besitz im Merseburger Umland ausdehnen. Die Jahr1000Schätze zeigen im Juli wichtige Grundlagen für die Rechtssprechung und Administration jener Zeit: die Sachsenspiegelhandschrift, ein bedeutender Rechtstext, der wie ein Grundgesetz in Sachsen fungierte, sowie ein Siegelstempel, der zur Bewältigung der alltäglichen Verwaltungsaufgaben im Domkapitel genutzt wurde.

Sachsenspiegelhandschrift, 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts

Grundlage der Rechtssprechung in Merseburg war der Sachsenspiegel, eines der berühmtesten Rechtsbücher des Mittelalters. Es wurde zwischen 1220 und 1235 niedergeschrieben und enthält in mehreren Teilen die Grundlagen zum Lehnrecht, zu Erbrechten, Abgabenordnungen und den Rechten der Bürger, Bauern sowie der Regelung der Königswahl. Das Merseburger Domkapitel verfügte daher folgerichtig über mehrere, zum Teil ausführlich kommentierte Handschriften dieses Rechtsbuches.

Eine textlich besonders ausführliche Handschrift des Sachsenspiegels stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Domstiftsarchivar Markus Cottin erklärt, wozu der Sachsenspiegel genutzt wurde und was an der Ausgabe des Domstiftsarchivs besonders ist.

Geschäftssiegelstempel des Merseburger Domkapitels, 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts

Einer der bedeutendsten Bischöfe im 14. Jahrhundert war Friedrich II. von Hoym (von 1357 bis zu seinem Tod 1382). Während seiner Herrschaft gewann das Bistum weiter an Einfluss und vergrößerte seine Gebiete, beispielsweise durch den Erwerb Ostraus mit zahlreichen Dörfern am Petersberg 1377 oder durch die Inpfandnahme Lauchstädts, Burgliebenaus und Schkopaus seit 1370.

Dem Bischof wird auch die prächtige Mitra zugeschrieben, die Sie in der Ausstellung „Die Rückkehr des Merseburger Domschatzes“ noch bis zum 31. Oktober 2021 im Kapitelhaus besichtigen können.

Durch die Erweiterung des Bistums stieg auch der Aufwand, um die Rechtsgeschäfte des Domkapitels zu bewältigen. Für die vielen administrativen Aufgaben besaß das Merseburger Domkapitel (neben einem feierlichen Siegelstempel) auch einen kleineren Stempel für alltägliche Beurkundungen.

Markus Cottin stellt uns den Siegelstempel direkt im Dom, neben der Grabplatte des Merseburger Bischofs Friedrich II. von Hoym, vor.

Das Domkapitel im 14. Jahrhundert

Im 14. Jahrhundert nahmen stets Adelsfamilien aus dem Gebiet zwischen der Bischofsstadt Merseburg und dem Harz den Bischofsstuhl ein. Dieser war so noch hochadlig und altsächsisch geprägt. Zunehmend konnten jedoch die Wettiner Einfluss gewinnen und es erweiterte sich das Blickfeld der Bischöfe nach Norden zum Erzstift Magdeburg und den Grafen von Anhalt. Gleichermaßen war die Zusammensetzung des Domkapitels zunächst noch ganz auf den altsächsischen Raum ausgerichtet, doch kamen mehr und mehr niederadlige Familien aus dem wettinischen Herrschaftsbereich sowie sogar Bürgerliche in das Domkapitel.

Das gewandelte Verhältnis zwischen Bischof und Domkapitel wird daran deutlich, dass unter Bischof Gebhard von Schraplau 1316 ein Kollegiatstift an der Neumarktkirche entstand, das 1326 an die Sixtikirche verlegt wurde. Um sich vom Kollegiatstift abzugrenzen, legte das Domkapitel genaue Aufzeichnungen über seine Wirtschaftsverwaltung nieder. Es bestand ein fein abgestimmtes System der Verwaltung des Domkapitelsbesitzes, der sich aus dem Pfründen und zahlreichen Stiftungen zusammensetzte. Das Domkapitel verfügte in aller Regel nur wirtschaftlich über das Land, während die Bischöfe das Recht der Gerichtsbarkeit, Steuererhebung sowie Heeresfolge innehatten. Diese Rechte bildeten die Grundlage für die sich ausformenden Ämter, unter denen das Kirchenamt Merseburg das ertragreichste war.

Den wirtschaftlichen Veränderungen, für die besonders der Wüstfall ganzer Dörfer steht, konnte durch geschickte Käufe und Verkäufe begegnet werden. Dabei versuchten Bischöfe und Domkapitel vor allem im Umfeld von Halle weiteren Besitz zu konzentrieren. Geschickt hatten Bischof und Domkapitel von Merseburg die krisenhaften Entwicklungen im Umfeld des Hochstifts zur Konsolidierung desselben nutzen können.

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